Kritischer und erklärender Kommentar
Deuteronomium 28:64
Und der HERR wird dich zerstreuen unter alle Völker, von einem Ende der Erde bis zum anderen; und dort sollst du anderen Göttern dienen, die weder du noch deine Väter gekannt haben, sogar Holz und Stein.
Der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen. Es gibt vielleicht kein Land auf der Welt, in dem es keine Juden gibt. Aber jahrhundertelang waren sie jeder Art öffentlicher und privater Verfolgung ausgesetzt; sie haben nirgendwo eine Siedlung erworben; und obwohl sie in einigen europäischen Staaten zu den Privilegien der Staatsbürgerschaft zugelassen sind, werden diese „Stämme des wandernden Fußes und der müden Brust“ immer als Ausländer betrachtet, deren Wünsche und Schicksal mit einem anderen Land verbunden sind. Die Heerscharen der nördlichen Nationen – Goten, Vandalen, Hunnen – strömten in die Länder Südeuropas; und wo sind sie jetzt? Ja, in einer viel späteren Zeit kamen die Briten, Römer, Sachsen, Dänen und Normannen alle nacheinander nach England und bildeten Siedlungen; und wer kann diese Kolonisten von den Ureinwohnern unterscheiden; oder die Gallier, die Römer, und die Franken in Frankreich; oder die gebürtigen Spanier der Goten und Mauren, die Spanien eroberten? Sie sind zu einer wahllosen Masse verschmolzen, und ihre nationale Besonderheit geht unwiederbringlich verloren.
Vielmehr hätte man erwarten können, dass die intensiven und langwierigen Leiden der Juden sie durch die glühende Hitze des Elends mit den verschiedenen Nationen, unter denen sie lebten, zu einer gemeinsamen Masse der Menschheit verschmolzen hätten. Aber dennoch bleiben sie ein eigenständiges Volk, das sich in seinen charakteristischen Merkmalen unterscheidet, in seinen Sitten und Gebräuchen besonders ist.
Dr. Watson (von Llandaff) bemerkte, dass 'er nie einen Juden gesehen hat, aber er sah in ihm ein lebendiges Zeugnis für die Wahrheit des Alten Testaments'. Wer diesen Zustand der Hebräer betrachtet und nicht mit Ehrfurcht erfüllt, wenn er die Erfüllung dieser Prophezeiung erwägt, und in den vergangenen Leiden und der gegenwärtigen Zerstreuung dieses Volkes die am besten lesbaren Zeichen göttlicher Macht, Rechtschaffenheit und Treue nachspürt.