Kritischer und erklärender Kommentar
Ester 3:2
Und alle Knechte des Königs, die im Tor des Königs waren, verneigten sich und verehrten Haman; denn der König hatte es ihm befohlen. Aber Mordechai verneigte sich nicht und ehrte ihn nicht.
Alle Knechte des Königs, die im Tor des Königs waren, verneigten sich und verehrten Haman. Große Herrenhäuser im Osten werden durch ein geräumiges Vestibül oder Tor betreten, an dessen Seiten Besucher sitzen, und vom Hausherrn empfangen; denn keiner, außer den nächsten Verwandten oder besonderen Freunden, wird weiter aufgenommen. Dort warteten die Offiziere des alten Königs von Persien, bis sie gerufen wurden, und huldigten dem allmächtigen Minister des Tages.
Aber Mordechai verneigte sich nicht und ehrte ihn nicht.[Die Septuaginta hat: ou prosekunei autoo, hat sich nicht vor ihm niedergeworfen (vgl. Josephus, 'Antiquites', B. 11:, Kap. 6:, Abschnitt 5)]. Die unterwürfige Huldigung der Niederwerfung, den Sitten des Ostens nicht ganz fremd, war von früheren Wesiren nicht beansprucht worden; aber dieser Diener verlangte, dass sich alle untergeordneten Beamten des Hofes vor ihm mit dem Gesicht zur Erde verneigen sollten. Aber Mordechai schien eine solche Haltung tiefer Ehrfurcht nur Gott zuzuschreiben. Die Tatsache, dass Haman ein Amalekiter war, einer einer zum Untergang verurteilten und verfluchten Rasse, war zweifellos ein weiteres Element dieser Weigerung; und als er erfuhr, dass der Recusant ein Jude war, dessen Nichtkonformität auf religiösen Skrupeln beruhte, erschien das Ausmaß der Beleidigung um so größer, als das Beispiel Mordechais von allen seinen Landsleuten nachgeahmt werden würde.
Wäre die Huldigung ein einfaches Zeichen zivilen Respekts gewesen, hätte Mordechai sie nicht abgelehnt; aber die persischen Könige verlangten eine Art Anbetung, die bekanntlich sogar die Griechen als erniedrigend empfanden; und da Xerxes auf dem Höhepunkt seiner Günstlingswirtschaft dem Minister die gleichen Ehren geboten hatte wie sich selbst, war dies der Grund für Mordechais Weigerung.